Geschichte der Pfadfinder
Die Anfänge
Die Pfadfinderbewegung geht auf den Gründer Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell (Lord of Gilwell 1857-1941) zurück.
Als Offizier verfasste er 1899 für die britische Armee das Buch „Aids to Scouting“ (Anleitung zum Kundschafter Dienst), das bei Jugendlichen großen Anklang fand. Nach seinem Vorbild sollten Pfadfinder ehrlich und ritterlich handeln, anderen Menschen Freund sein, Hilfsbedürftige und Schwache unterstützen und die Umwelt schützen.
Als er 1903 nach England zurückkehrte, war er von seiner Popularität und der seines Buches so überrascht, dass er am 31. Juli 1907 das erste Zeltlager auf Brownsea Island veranstaltete. An dem Lager nahmen 21 Jungen aus unterschiedlichen Schichten teil, deren soziale Unterschiede durch das Tragen einer Uniform verdeckt wurde.
Alle Beteiligten waren vom Lager hellauf begeistert und Baden-Powell veröffentlichte bald darauf sein berühmtes Buch „Scouting for Boys“. Daraufhin breitete sich die Idee der Pfadfinder wie ein Lauffeuer aus.
Die Idee breitet sich aus
Im Jahre 1909 fand schließlich das erste große Pfadfindertreffen mit über 11.000 Teilnehmern statt. Obwohl die Pfadfinderbewegung rein für Jungen ausgelegt war, nahmen – zur Überraschung von Baden-Powell – auch Mädchen daran teil, welche sich selbstbewußt als Pfadfinderinnen bezeichneten. Daraufhin wurden ab 1910 die „Girl Guides“ von seiner Schwester Agnes Baden-Powell geleitet und im Jahre 1912 von seiner Frau Olave übernommen.
Die Idee verbreitete sich so schnell, dass sich vier Jahre später auf jedem Kontinent, mit Ausnahme der Antarktis, Pfadfindergruppen gebildet hatten.
1920 fand in England das erste Jamboree (internationales Lager, „Treffen aller Stämme“) mit 8.000 Pfadfindern aus 34 Ländern unter der Leitung von B.P. (Baden-Powell) statt, welches von nun an alle 4 Jahre in einem anderen Land stattfand.
Aus einer Art militärischem Handbuch, welches die Methodik für eine neue Art von Jugendarbeit beinhaltete, entstand schließlich ein erlebnispädagogisches Konzept für eine der größten Jugendbewegungen der Welt.
B.P.s letzte Tage
Baden-Powell verbrachte seinen Lebensabend in Nyeri (Kenia), wo er am 8. Januar 1941 im Alter von fast 84 Jahren starb. Kurz zuvor schrieb er in seinem letzten Brief:
„Der wahre Weg, das Glück zu erlangen, besteht darin, andere Meschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“
Auf seinem Grabstein befindet sich ein Bodenzeichen – ein Kreis mit einem Punkt darin. Dieses ist allen Pfadfinder/innen weltweit bekannt: Ich habe meine Aufgabe erfüllt und bin nach Hause gegangen.
Heute sind die Pfadfinder die weltweit größte Jugendorganistation mit ca. 38 Millionen Mitgliedern aus 216 Ländern, welche neben zahlreichen nationalen Verbänden in den zwei Weltverbänden „World Organization of the Scout Movement“ (WOSM) und „World Association of Girl Guides and Girl Scouts“ (WAGGGS) organisiert sind.
Pfadfinder in Österreich
1912 wurde in Wien von Emmerich „Papa“ Teuber die erste Pfadfindergruppe in Österreich gegründet. Die weitere Entwicklung war allerdings stark vom 1. Weltkrieg überschattet. Die Aufbauarbeit und die Neustruktuierung danach prägten die 1920ger-Jahre. Trotz der schweren Nachkriegszeit nahm Österreich sowohl am 2. Weltjamboree 1924 in Dänemark und später mit einer ganz besonders starken Abordnung am 4. Weltjamboree 1933 in Ungarn teil. Ab 1936 wurde es für die Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände allerdings immer schwerer. Der bereits 1914 gegründete „Österreichische Pfadfinderbund“ (ÖPB) wurde in das „Österreichische Jungvolk“(ÖJV) eingegliedert, behielt aber seine Selbständigkeit. So wurde die von der Bundesführung des ÖJV geforderte Trennung in „arische“ und „jüdische“ Gruppen nicht durchgeführt. Der 1926 innerhalb des ÖPB gegründete und seit 1929 selbstständige „Österreichische Pfadfinderinnenbund“ (ÖPB) wurde ebenfalls in das ÖJV eingegliedert, behielt aber seine Selbständigkeit. Das 1926 gegründete „Österreichische Pfadfinderkorps St. Georg“ (ÖPK St. Georg) und sein seit der Gründung 1930 weibliches Gegenstück, die „Österreichische Mädchengilde Sonnenland“ (ÖMS), warenTeil der „Konkordatsjugend“(im Sinne des Konkordats anerkannte kirchliche Jugendorganisationen). Mit dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland wurden 1938 alle Pfadfinderverbände verboten oder ihre Tätigkeit untersagt. Im Untergrund existierten aber trotzdem noch einige weiter, meist als andere Vereinigungen getarnt und immer unter der Angst, dass ihre Mitglieder entdeckt und verhaftet wurden.
Trotz dieser Unterdrückung überlebte die Idee von B.P. das nationalsozialistische Regime dennoch und die Organisation wurde ab Mai 1945, der Wiederaufnahme ihrer Jugendarbeit, sogar noch größer. Bereits 1946 kam es zum gemeinsamen Neubeginn des „Österreichischen Pfadfinderkorps St. Georg“ (ÖPK) und des „Österreichischen Pfadfinderbundes“ (ÖPB) unter der Bezeichnung „Pfadfinder Österreichs (PÖ)“, die noch im selben Jahr durch den Weltverband WOSM anerkannt wurden. Außerdem wurde der „Bund Österreichischer Pfadfinderinnen“ gegründet. 1950 verließen die katholischen Pfadfinderinnen den „Bund Österreichischer Pfadfinderinnen“ und gründeten den „Österreichischer Pfadfinderinnenverband St.Georg“ (ÖPVSG). Der „Bund Österreichischer Pfadfinderinnen“ zerfiel in der Folge. 1951 fand das 7. Weltjamboree als erstes und bisher einziges Weltjamboree in Österreich (Bad Ischl – Oberösterreich) statt. Olave Baden Powell und Peter Baden Powell nahmen an der gleichzeitig stattfindenden Weltpfadfinderkonferenz in Salzburg teil und besuchten das Jamboree und das ÖPB Bundeslager „Salzkammergut“. 1957 nahm WAGGGS den ÖPVSG Georg als Mitglied (Associated Member) auf, 1969 bekam der Mädchenverband die Vollmitgliedschaft.
1976 wurde durch die Vereinigung von PÖ und ÖPVSG der Verband der „Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs“ (PPÖ) gegründet, bis heute die einzige Pfadfinderorganisation Österreichs, die von den Weltverbänden WOSM und WAGGGS anerkannt ist.
Im Jahre 2007 feierten die Pfadfinder das hundertjährige Bestehen des Weltpfadfindertums.